Friedrichshafen / sz - Auch wenn die Überlinger Gäste fast die Show gestohlen haben, darf sich das Akkordeonorchester des Harmonika-Clubs Friedrichshafen (HCF) mit seinem Leiter Wolfgang Zysk voll und ganz über ein gelungenes Frühjahrskonzert freuen. Wie schon bei einem gemeinsamen Benefizkonzert hat der HCF diesmal den Shanty-Chor Überlingen mit ins Boot geholt und mit seinem eigenen Programm wie mit den Gästen einen Volltreffer gelandet.
Die beiden Leiter verbindet nicht nur eine lange musikalische Freundschaft, sondern Werner Wolf, der Leiter des Shanty-Chors, spielt auch seit über fünfzehn Jahren beim HCF mit. "Da kommt zusammen, was zusammenpasst oder sogar zusammengehört", meinte dazu die Vorsitzende Sabine Städele in ihrer Begrüßung.
Wieder durften die Zuhörer die große musikalische Bandbreite des Akkordeons bewundern, denn das Konzert führte von der Rossini-Oper bis zu Duke Ellington. Piano breiteten die Spieler in der Ouvertüre zu Rossinis Opera buffa "Die Italienerin in Algier" einen sanften Klangteppich aus, aus dem immer neue Melodien als Soli aufblühten. Immer intensiver schwoll das Tutti an, zog sich wieder leise zurück, um neuen Melodien Raum zu geben. War hier noch die Verfremdung durch die Instrumentierung deutlich, schien die folgende "Morgenstimmung an der Moskva" von Modest Mussorgski ganz für sie gemacht. Bezaubernd war das Aufwachen von Stimmen zu erleben, helle und dunkle, kecke und bedächtige Stimmen fügten sich zum impressionistischen Tongemälde. Man hörte eine sehnsüchtige Melodie mit zarten Nachklängen, lauschte Flöten, einer Klarinette, einem geheimnisvollen Schwirren und Flirren. Handfest kam dagegen Glinkas Walzerfantasie daher, melodiös mit einer Spur Melancholie und bald wieder voller beschwingtem Rhythmus.
Stimmungsbilder
Mit Gerhard Mohrs "Heimatbildern" malte das Akkordeonorchester noch einmal wunderschöne Stimmungsbilder, begleitet von Fotos und Filmsequenzen auf der Leinwand. Man hörte einen Fluss dahinströmen, Dramatik und Glücksgefühle vereinten sich im Satz "Kammwanderung", Bilder von Wanderungen ins Bodenseehinterland begleiteten im dritten Satz musikalische Ausflüge "durch weites Land".
Dann ein radikaler Szenenwechsel: Der Shanty-Chor kam hinzu und gemeinsam erklang in eigenwilliger Verfremdung der dynamische Matrosenchor aus Wagners "Fliegendem Holländer". Ein hervorragender Einstieg in die Shantys, mit denen der Chor nach der Pause eine halbe Stunde lang den Zuhörern einheizte, mit Akkordeon, Gitarren und Drumset, aber auch a cappella. Lieder von der See, von Stürmen und von Heimweh. Und leise sang man mit, wenn "La Paloma" oder Freddys "So schön war die Zeit" ertönte, genoss ebenso englische Shantys vom harten Fischerlos und den Mädchen im Hafen, genoss die wechselnden Vorsänger wie den mehrstimmigen Männerchor.
Mit "The Best of Duke Ellington" zeigte sich das Akkordeonorchester von seiner jazzigen Seite, ehe mit dem gemeinsamen "I am sailing" das offizielle Programm zu Ende ging. Gerne sang und klatschte das angeregte Publikum mit bei "It’s a long way to Tipperary" und ließ noch nicht locker.