Friedrichshafen / sz - Chormusik zum Osterfest mit A-cappella-Sätzen und sechs- bis achtstimmigen Chören zur Orgel hat der Philharmonische Chor Friedrichshafen am Sonntagabend in der katholischen Kirche St. Verena in Kehlen gesungen. Pfarrer Josef Scherer machte nach dem Konzert keine großen Worte, er dankte ganz einfach für das musikalische Geschenk des Glaubens. Und damit hat er wohl den meisten Zuhörern aus dem Herzen gesprochen, wie beim Hinausgehen zu hören war.
"Unglaublich, was man aus der alten Orgel noch herausholen kann", sagte ein älterer Zuhörer zu seinem Begleiter. Das galt dem Organisten Patrick Brugger. Für den Musik- und Französischlehrer am Tettnanger Montfort-Gymnasium, gleichzeitig Münsterorganist in Salem, war es ein Heimspiel. Der ehemalige Schüler von Chorleiter Musikdirektor Joachim Trost begleitete den Chor auf der Orgel und erfreute zwischen den drei Chorteilen mit Orgelsoli von Felix Mendelssohn Bartholdy und Maurice Duruflé.
Ein Dirigent mit Charisma
Auf dem Programm stand Chormusik zum Osterfest – auch wenn Ostern vorüber ist, befinden wir uns noch im Osterfestkreis. Das Konzert führte, so der Titel, "von der Finsternis zum Licht", da ging es nicht um das Karfreitagsgeschehen, wohl aber um die Rolle Mariens. Alle drei Teile enthielten auch Werke zeitgenössischer Komponisten wie Morten Lauridsens "O magnum mysterium", die sich gut ins Ganze einfügten.
Den Anfang setzte die Motette "Insanae et vanae curae" aus Joseph Haydns Oratorium "Il ritorno di Tobia". Mit Macht setzte der Chor nach dem Vorspiel ein, wurde immer leiser, inniger – Joachim Trost pflegt die Pianokultur. Und er liebt die Transparenz. Wenn man ihn schon über viele Jahre erleben durfte, dann verstärkt sich der Eindruck, dass mit den Jahren sein Charisma zugenommen hat. Er lebt beim Dirigieren die jeweilige Musik, immer wieder spielt ein leichtes, gewinnendes Lächeln um seine Lippen. Fast müßig zu sagen, dass die Chormitglieder an seinen Lippen hängen, um auch ja die kleinste Regung mitzubekommen. Sie alle spüren, dass allein die Musik im Mittelpunkt steht. Er selbst nimmt sich nicht so wichtig, sondern arbeitet mit Disziplin seine Interpretation heraus und der Chor folgt ihm. Musik, die zum Herzen geht, sagen die Besucher hinterher, sie haben das Anliegen begriffen.
Joachim Trost sagte schon zu Beginn, dass der Chor sehr gut in Form sei, auch wenn er bei diesem Auftritt viele krankheits- und urlaubsbedingte Ausfälle habe. Und er hat Recht behalten. Von den beiden vordersten Bänken abgesehen war die Kirche randvoll. Eine immer noch moderne Kirche, in der man sich sofort wohl fühlt, und eine Akustik, die hoffen lässt, dass der Philharmonische Chor Friedrichshafen wiederkommt. Mit diesem Konzert, das mit Antonin Dvoraks Gloria aus der Messe in D-Dur op. 86 seinen glanzvollen Abschluss fand, wird er auch in der Patenstadt Imperia gastieren.